Leipzig verliert jährlich mehr als 1000 Bäume

Leipzig hat sich zum Ziel gesetzt, jährlich 1000 Bäume zu pflanzen. Im April fragte deshalb die Fraktion Bündnis90/Fie Grünen im Stadtrat nach, wieviele dieser Pflanzungen zwischen 2022 und 2024 tatsächlich erfolgten. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) antwortete: Es werden zwar viele Straßenbäume gepflanzt, jedoch werden fast genauso viele gefällt, sodass die Differenz nur leicht positiv ist. Wobei ein junger Baum einen alten, großen Baum erst in 30 Jahren ersetzt: die Absorption von CO2 sowie die Senkung der Temperaturen werden sind bei einem jungen Baum viel geringer.

Tabelle Zugänge und Abgänge, Differenz 2024: +271, 2023: +641, 2022: +103 Bäume

Im Bereich der Grün- und Parkanlagenbäume ist die Bilanz allerdings so erschreckend, dass das ASG die Differenz-Spalte in seine Antwort nicht einmal mit einbezog. Wir haben deshalb die Grafik neu erstellt. Seit 2022 verschwinden jährlich über 1300 Bäume aus Leipzigs Grün- und Parkanlagen!

Tabelle Zugänge und Abgänge, Differenz 2024: -1462, 2023: -1314, 2022: -1341 Bäume

Die Fällungen erfolgen, so berichtete die L-IZ, meist aufgrund von Dürreperioden und sogenanntem Trockenstress.

Die Fraktion hat deshalb bereits Ende April 2025 einen Antrag auf Erhalt der Grün- und Parkanlagenbäume gestellt.

(Foto: Frank Vincentz)

Hitze-Check: Über 99% der Leipziger:innen sind von Hitze betroffen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat den diesjährigen Hitzecheck veröffentlicht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Insgesamt 31 Städte erhalten eine Rote Karte, 131 eine Gelbe Karte und nur 28 eine Grüne Karte. Die Analyse basiert auf umfangreichen Satellitendaten.

Mit einer Oberflächentemperatur von 35,43 °C gehört Leipzig zu den Städten, die sich besonders stark aufheizen. So kommt Leipzig nur ganz knapp an der roten Karte vorbei: Über als 99% der Befragten sind hier von Hitze betroffen.

Nur dort, wo Bäume und Parks im Stadtgebiet vorhanden sind, ist es im Sommer kühler – und das bis zu 20 Grad! Leipzig braucht mehr kommunale Grünfläche und viel mehr Baumpflanzungen. Außerdem muss systematisch entsiegelt werden!

Barbara Metz, Geschäftsführerin der DUH, fordert:

… verbindliche Mindestgrünanteile auf jedem Grundstück, Gebäude und im öffentlichen Raum. Bauministerin Hubertz und Umweltminister Schneider sowie alle zuständigen Landesministerinnen und -minister müssen entsprechende Vorgaben etwa in Form eines Grünflächenfaktors im Baugesetzbuch und in allen Landesbauordnungen verankern.

Die DUH ruft Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Stadt direkt zu mehr Hitzeschutz aufzufordern. Möglich ist das einfach online unter www.duh.de/hitze-check.

Artikel von Ralf Julke in der L-IZ lesen: Zweiter Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe: In Leipzig ist jeder Zweite von extremer Hitze betroffen

Beschlussvorlage zum Bebauungsplan 380.2 im Juni im Stadtrat und im SBB Südwest

Es geht weiter! Mit dem Ergebnispapier und den darin formulierten Leitlinien liegt eine zwischen Bürgerschaft, Verbänden, Politik, Flächeneigentümerin und Stadtverwaltung kooperativ entwickelte Empfehlung zur künftigen Entwicklung der Flächen des Bebauungsplans Nr. 380.2 „Grüner Bahnhof Plagwitz – Nordteil/West“ vor. Mit der nun im Stadtrat zu beschliessenden Vorlage sollen sowohl die acht Leitlinien des Ergebnispapiers als auch die darauf aufbauenden nächsten Planungs- und Arbeitsaufträge beschlossen werden, um Planungssicherheit für alle Beteiligten zu erreichen.

Im Detail zu lesen ist die Beschlussvorlage hier. Die Vorlage wird besprochen am:

  • Montag, 2. Juni 2025 im Stadtbezirksbeirat Südwest, 18 Uhr, Schule am Grünen Gleis, Baumannstraße
  • Mittwoch, 25. Juni 2025 in der Ratsversammlung ab 14 Uhr, Neues Rathaus (Livestream verfügbar)

Beide Sitzungen sind öffentlich.

Im Folgenden haben wir einige Details aus der Beschlussvorlage für euch herausgepickt.

Worum geht es?

Kernaussage des im Beteiligungsverfahren errungenen Konsens ist eine Teilung der betroffenen Fläche in

a) einen ca. 1 ha großen baulichen Entwicklungsbereich im Norden und
b) eine ca. 1,3 ha umfassende Fläche (inkl. des „Westbahnhofs“) mit der Zielstellung freiräumlicher Entwicklung im Süden.

Planzeichung Konsens Ergebnispapier

Es geht nun unter anderem darum kostenrelevante Fragen sowie die Umsetzung des Vorhabens zu klären, um die weiteren Inhalte der Leitlinien zielgerichtet verfolgen zu können. Der Stadtrat soll das Ergebnispapier nun bestätigen, um einerseits Rechtssicherheit, andererseits Planungssicherheit zu schaffen.

Zeitplan

Nach dem Beschluss durch die Ratsversammlung ist vorgesehen:

  • 2. Halbjahr 2025/1. Halbjahr 2026: Vorbereitung und Durchführung des städtebaulich konkurrierenden Qualifizierungsverfahrens; Information an den Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau zu den Ergebnissen des städtebaulichen Verfahrens
  • 2. Halbjahr 2025: Erarbeitung der Vorkaufsrechtssatzung
  • ab III. Quartal 2026: Fortsetzung des Bebauungsplanverfahrens Nr. 380.2 „Grüner Bahnhof Plagwitz – Nordteil/West“ einschließlich Erschließungsplanung und weiterer Fachplanungen bzw. Untersuchungen aufbauend auf den Ergebnissen des städtebaulichen Verfahrens
  • ab II. Quartal 2026: Beginn der Grundstücksverhandlung zur Übertragung der Freiflächen sowie des „Westbahnhofs“ an die Stadt Leipzig einschließlich Variantenprüfung zum „Westbahnhof“, Gegenüberstellung der Geschossflächen-/Baumassen; Beteiligung der Stadt Leipzig an den Erschließungsmaßnahmen 
  • IV. Quartal 2026: Vorlage zum Grundstücksverkehr

Klimawirkung

Grundsätzlich können Klimawirkungen nicht durch das vorliegende Ergebnispapier, sondern erst durch die Umsetzung nach Abschluss des Verfahrens entstehen. Bezogen auf die Flächenentwicklung und das Ergebnispapier sollen jedoch folgende Ziele verfolgt werden: 

  • ausgewogene Innenentwicklung in Form dichter Bebauung im Norden,
  • Frei- und Grünflächen im Süden,
  • eine Nachnutzung denkmalgeschützter Gebäude,
  • Beachten zeitgemäßer Gebäudestandards und
  • Einbeziehen von Angeboten emissionsarmer Formen der Mobilität, um einen Beitrag zur Reduzierung bzw. Bindung von CO2 in der wachsenden Stadt Leipzig zu leisten können.

Ebenso sind die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel mit der Vorlage nicht abschließend zu erfassen. Planungsziele sind die Entsiegelung von Teilflächen, die Neuanlage von ca. 1,3 ha Grün- und Freifläche, die Begrenzung von Erschließungsanlagen auf das notwendige Minimum, das Einbringen von Anlagen zur Regenversickerung vor Ort sowie die Entwicklung geeigneter grünordnerischer Maßnahmen für das Entwicklungsgebiet.

Was ist bei Nichtbeschluss der Vorlage zu erwarten?

Sollte der Stadtrat die Vorlage nicht bestätigen, besteht sowohl für die Vorhabenträgerin als auch die Stadt Leipzig keine Planungs- und Investitionssicherheit zur Entwicklung der Flächen entlang der Ladestraße-West im Rahmen des erreichten Konsens. Ein erheblicher Vertrauensverlust der Bürgerschaft, der beteiligten Verbände, der weiteren Teilnehmenden als auch der Flächeneigentümerin bezogen auf die Wirksamkeit derartiger Beteiligungsprozesse wäre zu erwarten. Die Grundlage für eine zielorientierte Fortsetzung des Bauleitplanverfahrens Nr. 380.2 „Grüner Bahnhof Plagwitz – Nordteil/West“ würde fehlen.

In der Folge wäre mit erheblichen Widerständen zu rechnen.

Publikation: „Stadt für Alle! Strategien der Aneignung stadtpolitischer Prozesse in Leipzig“

Für ihre Publikation haben Ulrike Uhlig und Matilda Oeken in 14 Interviews mit ausgewählten zivilgesellschaftlichen Akteur:innen des Leipziger Westens und Ostens über ihre Erfahrungen mit der Teilhabe an Prozessen der Stadtpolitik gesprochen.

Damit machen sie eine Bestandsaufnahme dessen, was gegenwärtig als problematisch in der wachsenden Stadt wahrgenommen wird. Welche Konflikte gibt es zwischen Einwohner:innen und Stadtentwicklung? Welche Erfahrungen und Befürchtungen haben die Menschen im Leipziger Westen in Bezug auf Stadtentwicklung und klimatische Veränderungen? Wie sieht ein lebenswerter Leipziger Westen für sie aus?

Die Interviews mit den verschiedenen Gruppen und Initiativen wurden im November 2024 geführt und stellen damit den Stand der Entwicklungen zu diesem Zeitpunkt dar.

Darüber hinaus findet sich ein Kapitel zu dem Erleben des Gefühls Solastalgie und eine kurze Anleitung zur Gründung einer Bürgerinitiative und weitere Möglichkeiten der stadtpolitischen Teilhabe.

Es gibt auch ein Interview mit der Bürgerinitiative Bürgerbahnhhof Plagwitz erhalten!

Ansehen und herunterladen könnt ihr die Publikation hier.