Die Möglichkeit eines Flächenkaufs / Flächentauschs am Plagwitzer Bahnhof ausloten: es gibt ausreichend Möglichkeiten

Die städtischen Flächen am Bahnhof Plagwitz, genannt Bürgerbahnhof, sind ein großer Erfolg, die Stadt erhielt dafür bereits 2020 den Bundespreis Stadtgrün. Sollte das ehemalige Bahnhofsgelände im Nordteil mit Wohnhäusern, wie von der privaten Eigentümerin LEWO initial angedacht, bebaut werden, zerstört das sowohl den geografischen Zusammenhang des ehemaligen Güterbahnhofs im Sinne der Bewahrung der Leipziger Industriekultur als auch einen Teil Stadtnatur. Wie von uns bereits gezeigt, sind in den letzten 15 Jahren unzählige Brachflächen verloren gegangen, und damit sowohl Lebensraum für Tiere in der Stadt, als auch kühlende Flächen in einer Zeit des Klimanotstands. Als Bürgerinitiative sehen wir die Notwendigkeit der Fortführung des Projekts Bürgerbahnhof durch eine räumliche Erweiterung. Da die nördliche Fläche der LEWO gehört, mag dies schwierig erscheinen, doch Flächenkauf und Flächentausch sind Instrumente einer sozialen, klimafreundlichen Stadtplanung und an dieser Stelle bisher nicht bedient worden.

Dabei wissen wir, dass die Stadt Leipzig mit der LEWO Flächen tauscht. So ist derzeit noch in Verhandlung der Tausch des städtischen Garagenhofs an der ehemaligen Texafol-Fabrik am Karl-Heine-Kanal gegen eine Fläche der LEWO im Leutzscher Bogen, wo die Stadt eine Oberschule bauen will. Es scheint also durchaus Tauschflächen und Möglichkeiten zu geben.

Es gibt weiterhin Möglichkeiten der finanziellen Förderung, unter anderem durch den Bund. Die Stadt Leipzig ist Mitglied im Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt. Das Netzwerk bietet unter anderem eine Liste von Förderungen insbesondere für Klimaanpassung und Stadtnatur an. Einige Programme decken bis zu 90% der Kosten, unter anderem bei einem Flächenankauf, beispielsweise das Bundesprogramm Biologische Vielfalt – Förderschwerpunkt Stadtnatur.

So würde die Stadt von einer Erweiterung des Bürgerbahnhofs profitieren

Der Bürgerbahnhof ist schon jetzt ein soziales Zentrum im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist ein Treffpunkt für Kinder, Jugendliche, Eltern, Senioren. Hier wird gespielt, gegärtnert, beisammen gesessen, spazieren gegangen, getanzt, gesungen. So ist der Bürgerbahnhof ein Ort, der Konflikte im Viertel mildert und freudig stimmt. Doch sind viele der hier ansässigen Projekte eigentlich nur halb-öffentlich: es gibt Zäune und Öffnungszeiten. In den wärmeren Jahreszeiten ist der Ort schon jetzt überlaufen, der Fahrradweg verstopft. Das sieht man nicht zuletzt am Trampelpfad, der sich neben dem Fahrradweg gebildet hat. Für uns ein klares Zeichen von fehlendem Raum für die anliegenden Viertel: Allein die Bevölkerung von Plagwitz hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt.

Es gibt zahlreiche soziale Bedarfe, die sich hier kostengünstig und mit der Akzeptanz und dem Rückhalt der lokalen Bevölkerung umsetzen ließen. Eine Brachfläche, wie sie auch südlich der Antonienbrücke schon existiert, bietet Raum für die Ko-Existenz von Zauneidechsen, Wechselkröten, Ödlandschrecken und Menschen. Klima- und Artenschutzbedürfnisse würden zeitgleich unterstützt und das Gelände zukunftsfähig umgestaltet.

Die Lokschuppen könnten zu sozialen Zwecken umgenutzt werden. An Ideen und Bedürfnissen mangelt es nicht: Senioren-Treffpunkt, Musikräume (Erweiterung des vorhandenen winzigen Musikzimmers im Nordteil des Geländes), Indoor-Treffpunkt für die vielen Tagesmütter, die im Sommer Kinder über das Gelände schieben, Drogen-Beratungsstelle, städtische Ateliers.

Wir fordern, dass auch die Instrumente Flächentausch und Flächenkauf in Erwägung gezogen werden, um für kommende Generationen einen lebenswerten Leipziger Westen zu gestalten.

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