Über das den Workshopprozess moderierende Stadtlabor erreichte uns Kritik zu unserer Nutzung des Begriffs Frischluftschneise auf unserer Website und unseren Flyern, weshalb wir unsere Nutzung des Begriffs hier einmal darstellen möchten.
Noch vor wenigen Jahren benutzte die Stadtverwaltung Leipzig den Begriff der Frischluftschneise für den Plagwitzer Bahnhof in ihrer eigenen Kommunikation:
„Die Fläche des ehemaligen Plagwitzer Bahnhofs wirkt ebenfalls als eine wichtige klimatische Ausgleichsfläche und zudem als Frischluftschneise für die angrenzenden Wohnquartiere.“
Quelle: https://www.leipziger-westen.de/wp-content/uploads/2016/12/GIHK_EFRE_Leipziger_Westen_Stand170815.pdf, S. 14, 2015
Nichtsdestotrotz ist die Stadtverwaltung nach heutigem Wissensstand der Meinung, dass der Begriff „Frischluftschneise“ für den Plagwitzer Bahnhof inkorrekt sei. Er ist, soweit wir das beurteilen können, weder ein wissenschaftlicher noch ein geschützter Begriff.
In der städtischen Stadtklimanalyse, insbesondere in der Karte zum Kaltluftaustausch, spricht man stattdessen von Kaltluftprozessräumen und Ventilationsbahnen.
Die Stadt Leipzig schreibt auf ihrer Website:
„Die Mehrzahl [der] Kaltluftprozessräume befinden sich im Osten der Stadt. Im Westen […] findet der Kaltluftaustausch nicht in großen überregionalen Bahnen, sondern direkt von den Grünflächen vor Ort in die angrenzenden Straßen und Blöcke statt.“
Quelle: https://www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/energie-und-klima/stadtklima/
Das Gebiet des Bahnhofs Plagwitz nördlich der Antonienstrasse ist in der städtischen Kaltluftprozessraumanalyse zudem als Ventilationsbahn markiert.
Die Kartenlegende dazu: „Ventilationsbahnen sind rauhigkeitsarme Leitstrukturen, die insbesondere bei austauschstärkeren Wetterlagen Kalt- und Frischluft in die überwärmte Stadt transportieren. Bei entsprechender Wetterlage bzw. Windrichtung kann die warme Luft aus der Stadt auch in Richtung des Umlandes (d.h. entgegen der Pfeilrichtung) abtransportiert werden.“ Die Daten dieser Analyse beruhen nicht auf Messungen, sondern basieren auf pysikalischen und meteorologischen Modellen und Annahmen.
Der Bahnhof ist also eine Ventilationsbahn, die unter bestimmten meteorologischen Bedingungen Frischluft in die Stadt und warme Luft hinaus transportiert. Als Grün-, Brach- oder teilentsiegelte Fläche ist sie ebenfalls eine sogenannte „klimaaktive Fläche“, die eine klimaökologische Ausgleichsleistung ermöglicht.
Schlussendlich lässt sich festhalten, dass das Amt für Umweltschutz im Workshop der Bürgerbeteiligung nochmal betont hat, dass qualitative Freiflächen im Gegensatz zu einer Bebauung eine positive Klimawirkung auf den räumlichen Nahbereich haben. Unabhängig von der Bezeichnung des Bahnhofs Plagwitz als Frischluftschneise oder als Ventilationsbahn gilt also: Eine Nicht-Bebauung wirkt sich positiver auf das Stadtklima aus.
In unserer zukünftigen Kommunikation werden wir den Begriff „Frischluftschneise“ dennoch nicht mehr verwenden. In älteren Texten, insbesondere in solchen, die wir nicht verändern können, kommt er mit Verweis auf diese Erklärung weiterhin vor.